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Die Auvergne...

Die Auvergne…

… und die Aubrac

Im Corona Sommer 2021 sind die Ziele für den Camper zwar fast alle erreichbar, aber das wissen eben auch viele, daher muss ein Ziel gesucht werden, dass noch nicht so überlaufen ist. Nach einigen Überlegungen greife ich auf Regionen von Frankreich zurück, die ich ein wenig vernachlässigt habe und mehr als Transit genutzt habe. Diesmal will ich mir das ganze mal näher anschauen. Die Auvergne und die Aubrac.

Beides Regionen von Frankreich, die nicht sehr stark besiedelt sind und auch touristisch nicht überall im Fokus stehen. Ich möchte überwiegend frei stehen und habe ein paar Ziele im Auge, die ich schon mal versucht hatte, aber dem schlechten Wetter zu Opfer gefallen sind. Wie zum Beispiel den Puy Mary, den zweithöchsten Gipfel im Zentral Massiv.

Na dann mal los. Am ersten Tag ist es wie so oft, erst mal Kilometer fressen und schauen, dass sich die Landschaft ändert, damit das richtige Urlaubsgefühl aufkommt.

Ohne auf Autobahnen und große Schnellstraßen zurückzugreifen geht es knapp 400 Kilometer Richtung Chalon-sur-Saône. Eine bekannte Stelle direkt am Wasser und wieso nicht schöne Plätze auch ein zweites oder drittes mal anfahren.

Der Nachmittag ist sehr heiß, die Nacht aber angenehm. Es geht recht früh morgens weiter, um der großen Tageshitze aus dem Weg zu gehen, es soll über 35 °C warm werden.

Ich denke, das nächste Ziel muss am Wasser liegen.

Die kleinen Nebenstraßen Frankreichs eignen sich perfekt um einfach dahinzurollen. 280 Kilometer weiter, finde ich, was ich suche, den Lac de Servières. Die Parkplätze sind sehr voll. Den Weg haben offensichtlich auch andere gefunden, aber mit ein wenig Geduld finde ich einen Schotterweg den sicher nicht alle fahren wollen. Dazu ist er einfach zu schlecht gepflegt, selbst für die Franzosen, die das oft nicht so eng sehen.

Aber kein Durchfahrt Verboten Schild versperrt mir den Weg. Kurz vor einer Schranke ist ein kleiner Holzumschlagplatz, perfekt für die Nacht.

Jetzt erst einen kleinen Mittagsschlaf, danach drehe ich mal eine Runde an den See. Leider ist das Baden verboten (Naturschutzgebiet) und erstaunlicherweise halten sich die Menschen dran. Dann will ich lieber nicht aus dem Rahmen fallen. Auch, wenn es schwerfällt.

Der See ist wunderschön und ist in besonderes Licht getaucht da sich ein Gewitter ankündigt.

Die Nacht ist ein wenig laut, die Bäume in der Nähe rauschen bedenklich, es blitzt und donnert über Stunden und der Regen weicht die Piste auf. Aber am nächsten Morgen ist alles wieder vorbei, die Luft ist gereinigt und die Temperaturen sind erträglich.

Über viele kleine Nebenstraßen geht es weiter in die typische Landschaft der Auvergne und immer präsent sind die Vulkane der Region, allen voran der Puy de Dôme.

Am Ende der Straße am Horizont.

Der Tag ist kurz, weil die Nacht es auch war, daher ist nach 120 Kilometer Schluss für heute. In der Nähe eines winzigen Ortes namens Saint-Alyre-ès-Montagne mit gerade mal 140 Einwohnern finde ich meinen Platz für die Nacht. Am Ortsausgang folge ich einer kleinen Straße, die in einem Schotter Weg mündet. Neben dem Weg liegt eine kleine Wiese, die sich anbietet.

Auf einer kleinen Wanderung zeigt sich die Auvergne von Ihrer schönsten Seite.

Beim Kochen sind plötzlich Motorengeräusche zu hören die sich ganz schön flott nähern. Es handelt sich um Quads, die von Kindern gefahren werden. Begleitet von ihren Müttern. Ich werde von allen freundlich gegrüßt und dann verschwinden Sie im Wald. Sieht nach viel Spaß aus. Später kommen noch zwei Motorräder aus England, die ebenfalls im Wald verschwinden. Sicher zum Zelten. Am nächsten Morgen kommen sie wieder hervor. Auch sie hatten eine ruhige Nacht.

Das nächste Ziel ist der Puy Mary, dieses Jahr auch in einer Etappe der Tour de France eingebunden. So kam mir der Berg wieder in den Sinn. Das Wetter sieht leider schlecht aus und es geht aufs Wochenende zu. Entsorgen und Wasser bunkern müsste ich auch mal wieder. Also geht es für das Wochenende auf einen Campingplatz oder WoMo Stellplatz. Bei dieser Gelegenheit kaufe ich gleich noch ein wenig ein.

Mein Grauwasser werde ich am Bahnhof von Murat los, leider verweigert mir die Toilettenentsorgungsstation den Zugang trotz der 2 € die ich bezahlt habe. Auch das Frischwasser bleibt aus, Mist. Wenigstens sieht der Stellplatz nett aus und ist ganz in der Nähe der Stadt.

Leider schaffe ich es nicht ein Ticket zu lösen, auch ein weiterer Camper scheitert an der schlechten Bezahlmöglichkeit. Auf meinen Anruf beim Betreiber des Platzes meldet sich niemand. Na dann wird heut eben kein Geld verdient liebe Gemeinde. Ein dickes MINUS für Murat. Also weiter geht es nach Laveissières auf den Campingplatz, der nach insgesamt 100 Kilometer erreicht ist. Auf einer großen Wiese finde ich Platz am Rand, direkt an einem kleinen Bach. Hier lässt es sich für 2 Tage aushalten.

Die Zufahrt zum Puy Mary ist geregelt, damit auf Gegenverkehr verzichtet werden kann. Daher ist es wichtig sich vorher auf der Webseite zu informieren, wer, wann, welche Strecke fahren darf. Klappt ganz gut aber verlassen würde ich mich dennoch nicht darauf.

Leider habe ich wieder Pech, oben angekommen liegt der ganze Berg im Nebel, die Sichtweite beträgt keine 20 Meter, fotografieren ist sinnlos. So fahre ich auf der anderen Seite wieder runter. Das Ziel bleibt also weiter bestehen.

Die Runterfahrt, ist grandios mit tollen Aussichten.

Besonders beeindrucken war aber der Schimmel der einen Blick riskiert.

In Laguiole, der Messerstadt schlechthin, habe ich noch eine Mission zu erfüllen, ich möchte ein Taschenmesser zum Verschenken kaufen. Es gibt zahlreiche Messerhersteller aber ich habe einen Favoriten, bei dem ich immer super beraten wurde.

Daher schlage ich langsam, diese Richtung ein. Eigentlich dachte ich ja es wäre nicht so überlaufen in dieser Gegend, aber wie es scheint sind auch viele Franzosen zu Hause geblieben und machen im eigenen Land Urlaub. Die Platzsuche gestaltet sich deutlich aufwendiger als gedacht und es gilt: Wer früh kommt, bekommt einen schönen Platz.

Mein Weg führt mich in 135 Kilometer entfernte Montsalvy, ein recht bekanntes Örtchen mit einem schönen Stellplatz.

Vorbei an dem Pilgerort Aubrac (Jakobsweg) und der Église Notre-Dame-des-Pauvres d’Aubrac. Sehr beeindruckend und leider sehr voll.

Im August sind viele Geschäfte und Restaurants wegen Urlaub geschlossen, aber ich glaube dieses Jahr hätte es sich gelohnt offen zu lassen. Es ist voll. Der Stellplatz aber wirklich schön, bei meiner Ankunft bin ich fast noch alleine, gegen 17:00 Uhr ist alles restlos belegt. Auch andere ärgern sich ein wenig über die geschlossenen Bars und Cafés.

Morgens geht es früh raus nach Laguiole. Es hat gedauert bis ich das richtige Messer gefunden habe, aber dafür war es perfekt, ich bin gespannt, ob es ankommt.

Dann weiter zum Lac du barrage de Grandval. Der See ist mir bekannt und hier ist schwimmen kein Problem.

Nach einem ausgiebigen Bad, einem Bier und einem guten Abendessen lässt der Sonnenuntergang nicht lange auf sich warten. Ich stehe hier zwar nicht alleine aber alle sind nett und entspannt.

Den südlichsten Punkt meines Roadtrips habe ich gestern erreicht, jetzt geht es in Richtung Heimat vorbei am Viadukt de Garabit welches unverkennbar die Handschrift von Gustav Eifel trägt. Sehr beeindruckend.

Das heutige Ziel ist ca. 180 Kilometer entfernt über kleine Straßen, die sich spontan ergeben und nett aussehen. Der Ort Les Estables ist ein Wintersportort. Gerne hätte ich dort noch eine Spezialität aus der Region gegessen, aber leider war es so voll mit Wohnmobilen, die kreuz und quer standen, dass mir der Appetit vergangen ist. So suche ich mir in Sichtweite einen ruhigen Platz für die Nacht.

Ich unterhalte mich mit einem sehr netten älteren Ehepaar. Sie interessieren sich für den Sprinter, wollen wissen, warum ich hier bin. Sie freuen sich, dass mir die Gegend so gefällt und wünschen mir eine gute Nacht und eine angenehme Weiterfahrt. So kann es auch gehen, leben und leben lassen.

Der Platz erweist sich als einer der schönsten auf der ganzen Reise.

Und der nächste Morgen ist überwältigend.

Und mir scheint, der Herbst kündigt sich auch schon ein wenig an.

Bevor ich das letzte Stück auf der Autobahn zurückfahre, gibt es noch eine Nacht in den Weinbergen von Tournon-sur-Rhône auch hier war ich schon mal und es ist perfekt als Startort für den letzten Rutsch nach Hause. Und ich werde nicht enttäuscht.

Der letzte Tag beginnt mit Tanken und entsorgen, kein unnötiges Gewicht mitschleppen bis nach Hause. Knapp 700 Kilometer auf der Autobahn sind mit dem Sprinter kein Thema, Tempomat auf 120 km/h und ab nach Hause.

Nach insgesamt 2100 Kilometer und 10 Tagen ist der Roadtrip zu Ende. Es war ein wenig voll, das nächste mal wird es wohl September werden und es wird ganz sicher ein nächstes mal geben, der Puy Mary wartet immer noch auf mich.

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